Landtagsabgeordnete & Sprecherin für Denkmalschutz bei Volkacher Grünen zu Gast

v.l.n.r.: Mario Pierl und Roland Hornung von der Grünen Arbeitsgruppe „Bauen & Wohnen“, Gerlinde Martin (3. Bürgermeisterin), Dr. Sabine Weigand MdL, Andrea Rauch (Ortsverbandssprecherin), Ulrike Pierl (Inhaberin Haus der Quitte)
Blick in den Garten
Das Untergeschoss ist aus Natursteinen gemauert.
Bei der Sanierung kamen Reste des Ofens, mit dem das Badhaus beheizt wurde, zum Vorschein.
Das „Haus der Quitte“ in der Kirchgasse.
An den Dachsparren im Haus der Quitte wurden vorbildlich die maroden Balkenköpfe angesetzt, aber die alten Balken erhalten (aktuell in Bauphase).

Das ehemalige Badhaus in Volkach wurde fachkundig und innovativ saniert. Auch in alten Mauern kann modern und zeitgemäß gelebt werden.

Im Rahmen ihrer jährlichen Denkmalschutztour besuchte Dr. Sabine Weigand, Mitglied des Landtags und denkmalschutzpolitische Sprecherin der Grünen Fraktion, am 24. Juli die Stadt Volkach. Dort besichtigte sie auf Einladung des Grünen Ortsverbandes das sanierte ehemalige Badhaus von Ulrike und Mario Pierl, zusammen mit der 3. Bürgermeisterin Gerlinde Martin, Stadträtin und Sprecherin des Ortsverbands Andrea Rauch sowie Roland Hornung, pensionierter Projektentwickler und Mitglied der Arbeitsgruppe „Wohnen und Bauen“ des Grünen Ortsverbands.

Während der Sanierung konnte nachgewiesen werden, dass das Gebäude eigentlich aus zwei unterschiedlich alten Teilen besteht. Der vordere Bereich wurde laut dendrochronologischem Gutachten etwa um 1450 erbaut, den hinteren Teil setzte man 1663 an. Auch konnte überraschend die einstige Nutzung als Badhaus nachgewiesen werden. Dadurch konnte man das Objekt als „überregional bedeutend“ einstufen. Das war für die Förderkulisse ein wichtiger Aspekt und es animierte die Historikerin Sabine Weigand zu einer kleinen Geschichtsstunde über das mittelalterliche Badewesen und die soziale Stellung der Bader und ihrer Familien in früheren Jahrhunderten.

Mario Pierl berichtete, dass die denkmalpflegerische Voruntersuchung und das Aufmaß mit ihren überraschenden Ergebnissen beide Denkmalbesitzer hoch motiviert haben. Die Zusammenarbeit mit dem Landesamt schildert er als sehr konstruktiv und lösungsorientiert, sodass die Komplettsanierung angegangen wurde. Der Bürokratieaufwand war erheblich, aber es kam im Zeitraum von zwei Jahren eine wunderbare Lösung zustande.Die Isolierung wurde an der Außenwand angebracht, so dass das Fachwerk jetzt nur in den Innenräumen sichtbar ist. Die Heizung erfolgt über Wand- und Bodenbeheizung sowie eine ganzjährige Temperierung des Sockels im Erdgeschoss, die die Grundmauern trocken hält. Für Tageslicht im fensterlosen Bad und der Toilette sorgen innovative solar tubes, Lichtspiegelröhren, die über eine Länge von 8 m Sonnenlicht vom Dach in den Raum leiten. Das Dach ist aufgedoppelt und mit Isofloc, einem Cellulosematerial, gedämmt. Das ausgeklügelte Energiemanagement wurde mit KfW-Mitteln gefördert.

Der Freistaat Bayern würdigte diese herausragende Sanierung im Jahr 2012 mit der Denkmalschutzmedaille.

Andrea Rauch und Roland Hornung berichteten von zahlreichen historischen Gebäuden in Volkach. Im Kommunalwahlwahlkampf gründete sich eine offene Arbeitsgemeinschaft Bauen und Wohnen. Sabine Weigand legte ihnen das Kommunale Denkmalschutzkonzept des Landesamts ans Herz. „Für eine Kommune von der Größe der Stadt Volkach ist dieses Angebot wie geschaffen, insbesondere weil durch Ihr Integriertes Stadtentwicklungskonzept (ISEK) bereits wichtige Grundlagenarbeiten vorliegen.“

Das zweite Sanierungsprojekt in der Kirchgasse steht kurz vor Abschluss der Arbeiten. Die Bauherren wollten mit diesem Haus zeigen, dass eine qualitativ hervorragende Sanierung auch mit relativ geringen Mitteln möglich ist. Voraussetzung ist allerdings, dass Eigenleistung eingebracht wird. Die größten Kostenfaktoren waren Holzfenster mit mundgeblasenem Glas in Isolierglasqualität und aufgebrachten Bleiunterteilungen und die Ertüchtigung des Dachstuhls mit traditionellen Handwerkstechniken. Mit Glück konnte für den Dachstuhl ein begeisterter Zimmerer aufgetan werden. Die Isolierung des Gebäudes erfolgte in diesem Fall im Inneren durch Stroh-Lehm-Ziegel und die Verwendung von Pavatex-Dämmstoffen. Das Fachwerk außen bleibt sichtbar – eine Traumfassade.

Das Gebäude trägt die Bezeichnung „Haus der Quitte“, denn im Erdgeschoss ist ein Laden untergebracht, in dem regionale Produkte verkauft werden, insbesondere aus dem Quitten-Rekultivierungsprojekt aus dem nahegelegenen Untereisenheim. Im 1. Obergeschoss soll ein Ausstellungsraum entstehen.